ZUN - Zentrum für Urologie und Nephrologie, Bern - Krankheitsbilder

Liste der häufigsten urologischen Krankheitsbilder

Heutzutage werden die meisten Nierentumore zufällig im Rahmen einer Bildgebung im frühen Stadium entdeckt. Dadurch ist eine Heilung in den meisten Fällen möglich. Ausserdem sind bis zu 20% aller neu diagnostizierten Nierentumore gutartig. Entscheidend ist nebst Tumorbeschaffenheit, -lage, und -ausdehnung, ob der Tumor vom Nierengewebe (Parenchym) oder vom Nierenbecken ausgeht und ob bereits Hinweise für Ableger (Metastasen) vorhanden sind. Nierentumore können lange Zeit unbemerkt wachsen und sich erstmals durch Blut im Urin bemerkbar machen. Wird der Verdacht für das Vorliegen eines Nierentumors geäussert, so wird eine weitere Bildgebung in Form einer Computertomographie (CT) oder einer Magnetresonanztomographie (MRI) erforderlich. Bestätigt sich der Verdacht für das Vorliegen eines bösartigen Nierentumors, so wird dieser in der Regel operativ entfernt. Der Urologe entscheidet anhand verschiedener Kriterien, ob eine sogenannte Nierenteilentfernung, also ein Organ erhaltendes Vorgehen, oder die vollständige Entfernung einer Niere durchgeführt werden muss. In Einzelfällen können sehr kleine Befunde auch aktiv beobachtet werden (Active Surveillance). Fortgeschrittene metastasierte Nierentumore werden nach Diagnosestellung einer Chemotherapie zugeführt. Nach der Behandlung finden regelmässige Nachsorgekontrollen statt.

Es handelt sich hierbei um eine Harnleiterenge, welche sich unmittelbar am Übergang vom Nierenbecken in den Harnleiter lokalisiert. Dadurch kann es zu einem verzögerten Abfluss des Urins aus dem Nierenbecken oder gar zu einem funktionell relevanten Harnaufstau kommen. Dies kann aufgrund der erhöhten Druckverhältnisse im Nierenbecken längerfristig zu einer Schädigung der betroffenen Niere führen. Die Ursachen sind meist unklar. In gewissen Fällen kann ein kreuzendes Nierengefäss den Harnleiter komprimieren. Andererseits können solche Harnleiterengen auch angeboren sein und erst im Erwachsenenalter auffallen. Als Erstsymptom können Flankenschmerzen oder gar eine Nierenbeckenentzündung auf der betroffenen Seite auftreten. Manchmal handelt es sich aber auch um einen Zufallsbefund. Zur Diagnostik werden ein Ultraschall und eine Computertomographie (CT) durchgeführt, manchmal auch eine Nierenfunktions-szintigraphie oder eine sogenannte retrograde Darstellung (Kontrastmittelgabe von unten in den betroffenen Harnleiter unter Durchleuchtung) gefolgt von einer Stenteinlage in den Harnleiter. Je nach Situation wird empfohlen, das Problem in Form eines operativen Eingriffes anzugehen. Dabei wird die verengte Stelle entfernt und der Harnleiter an das Nierenbecken angenäht. Nach einer solchen Behandlung finden Verlaufskontrollen statt, um den Urinabfluss aus dem Nierenbecken zu dokumentieren.

Harnsteine entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen Harnstein-bildenden (lithogenen) und Harnstein-hemmenden Stoffen im Urin. Es kommt zu einer Kristallbildung. Die Zusammensetzung von Harnsteinen ist unterschiedlich. Calciumoxalat-Steine sind mit ca. 75% der Fälle am häufigsten vertreten. Der wichtigste Risikofaktor für eine Steinbildung ist eine zu geringe Trinkmenge (es werden mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag empfohlen). Nierensteine verursachen meist keine Schmerzen und bleiben deshalb in vielen Fällen unentdeckt. Erstsymptome, welche mit dem Abgang eines Nierensteins in den Harnleiter auftreten, sind in der Regel sehr starke kolikartige Flanken- oder Unterbauchschmerzen, manchmal auch Blut im Urin. Zur Diagnostik wird – meist notfallmässig – eine Computertomographie (CT) durchgeführt. Danach kann je nach Situation entweder ein konservatives oder ein operatives Vorgehen gewählt werden. Im Falle eines konservativen Vorgehens wird zugewartet, bis es zu einem spontanen Steinabgang kommt. Während dieser Zeit werden Schmerzmedikamente rezeptiert. Im Falle eines operativen Vorgehens wird meist in Narkose ein sogenannter Doppel-J-Katheter in den Harnleiter eingelegt, um das Abflusshindernis zu überbrücken, die Niere zu entlasten und damit die Beschwerden zu lindern. In einem zweiten Schritt kann der Stein später endoskopisch via Harnleiter-/Nierenspiegelung in Narkose entfernt oder gegebenenfalls mittels Stosswellentherapie zertrümmert werden. Nach der Behandlung werden je nach Steinzusammensetzung unterschiedliche Empfehlungen zur Steinmetaphylaxe abgegeben. 50-60% der Steinpatienten bilden innerhalb der nachfolgenden 10 Jahre erneut Harnsteine. Durch diverse Massnahmen im Trink- und Essverhalten kann dieses Risiko deutlich gesenkt werden.

Blasentumore sind bösartige Veränderungen an der Harnblasenschleimhaut, welche meist korallenartig ins Harnblasenlumen hineinwachsen und nach Behandlung eine Tendenz zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) zeigen. Risikofaktoren wie Rauchen oder der Kontakt mit organischen Lösungsmitteln sind bekannt. Blut im Urin ist meist ein Erstsymptom. Manchmal kann ein Blasentumor aber auch lange Zeit unentdeckt bleiben. In jedem Fall muss eine Blasenspiegelung durchgeführt werden, um einen auftretenden Verdacht zu bestätigen. Zur weiteren Abklärung wird auch eine Computertomographie (CT) mit Kontrastmittel empfohlen, um eine Beurteilung des oberen Harntraktes (Nieren und Harnleiter) zu erhalten ein weiteres Tumorwachstum ebendort auszuschliessen. Danach wird ein operativer Eingriff unumgänglich, bei welchem der Tumor über die Harnröhre mit einer Schlinge entfernt und das Gewebe von einem geschulten Pathologen unter dem Mikroskop beurteilt wird. Entscheidend ist nebst der Tumorausdehnung auf der Harnblasenschleimhaut insbesondere die Tiefe, in welche der Tumor in die Harnblasenwand eingedrungen ist. Sollte sich der Tumor auf die oberen Wandschichten begrenzen, so kann die Harnblase in der Regel erhalten werden. Im günstigsten Fall bleibt es bei regelmässigen Nachsorgekontrollen oder es kommt zu einer sogenannten Instillationstherapie, bei welcher in regelmässigen Abständen ein Medikament über einen Katheter in die Harnblase gegeben wird. Im ungünstigen Fall hat der Tumor die äussere Muskelschicht der Harnblase bereits befallen. Dann ist das Risiko des Auftretens von Ablegern (Metastasen) deutlich erhöht. In solchen Situationen wird ein operativer Eingriff im Sinne einer radikalen Blasenentfernung (inkl. Entfernung der Beckenlymphknoten) mit Anlage einer künstlichen Öffnung (Stoma) oder in bestimmten Situationen auch einer sogenannten Neoblase empfohlen. In gewissen Fällen kann auch eine Chemo- und/oder Strahlentherapie angewendet werden. Nach der Behandlung werden regelmässige urologische Nachsorgekontrollen durchgeführt.

Entzündungen am Urogenitaltrakt entstehen meist auf dem Boden einer bakteriellen Infektion, seltener auch verursacht durch Viren oder Pilze. Dabei handelt es sich um Mikroorganismen, welche von aussen in den Harntrakt gelangen. Gewisse Erreger sind sexuell übertragbar, andere gehören zur Hautflora. Als Überbegriff für bakterielle Entzündungen im Urogenitaltrakt wird meist der Terminus Harnwegsinfekt verwendet. Je nach Lokalisation sprechen wir von Nierenbeckenentzündungen (Pyelonephritis), Blasenentzündungen (Zystitis), Prostataentzündungen (Prostatitis), Nebenhoden- oder Hodenentzündungen (Epididymitis/Orchitis), Harnröhrenentzündungen (Urethritis) und Entzündungen am Glied (Balanitis). Neben einer körperlichen Untersuchung gehört eine Laboranalyse des Urins und eine Ultraschalluntersuchung zur Routinediagnostik. Im Falle von wiederkehrenden Entzündungen kann auch eine Blasenspiegelung oder eine Röntgenuntersuchung weitere Hinweise liefern. Die Behandlung erfolgt bei bakteriellen Infektionen mit einem Antibiotikum, bei Pilzinfekten mit einem Antimykotikum und bei viralen Infekten häufig symptomatisch unter Einsatz von Entzündungshemmern. Schwerere Fälle, welche durch eine Urinabflussstörung zustande kommen, können die Einlage eines Blasenkatheters oder einer Harnleiterschiene notwendig machen. Meist heilt eine korrekt behandelte Entzündung folgenlos ab. Als Prophylaxe vor wiederkehrenden Entzündungen werden allem voran eine ausreichende Hydrierung (mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag) sowie Preiselbeersaft oder der Einsatz von D-Mannose empfohlen.

Prostatakrebs ist in mit ca. 6000 Neuerkrankungen pro Jahr der häufigste Krebs beim Mann und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache in der Schweiz. Er betrifft vor allem Männer in fortgeschrittenem Alter. Die Sterberate nimmt aber gemäss Bundesamt für Statistik seit 1996 kontinuierlich ab. Die wichtigsten Risikofaktoren sind Alter und familiäre Belastung. Daneben sind auch Ernährungsgewohnheiten im Gespräch. Bei Männern mit erhöhtem Risiko wir ein erster Bluttest mit 45 Jahre empfohlen, andernfalls ab 50 Jahre. Prostatakrebs im Frühstadium verursacht keine Symptome. Unbemerkt kann es im Spätstadium zu Blut im Urin oder bei Auftreten von Ablegern (Metastasen) zu Schmerzen – typischerweise am Stammskelett – kommen. Zur Diagnostik wird nebst einem Tastbefund eine Laboranalyse mit Bestimmung des PSA-Wertes empfohlen. Sollte nach genannten Untersuchungen der Verdacht für das Vorliegen eines Prostatakrebs bestehen, so wird in der Regel eine Magnetresonanztomographie (MRI) der Prostata gefolgt von einer Prostatabiopsieentnahme durchgeführt. Im Falle eines Tumornachweises werden unter Umständen weitere Röntgenuntersuchungen notwendig. Die Wahl einer Behandlung knüpft an verschiedene Kriterien. Nach eingehendem Gespräch mit dem Urologen wird zusammen eine Strategie entwickelt. Es bestehen folgende Möglichkeiten: Die aktive Überwachung (Active Surveillance), die operative radikale Prostataentfernung mit/ohne Lymphknotenentfernung, welche bei uns mit dem Da Vinci Operationsroboter durchgeführt wird, die Strahlentherapie von aussen (perkutane Radiotherapie), die Strahlentherapie und innen (Brachytherapie) sowie neuere minimal-invasive experimentelle Verfahren (HIFU, NanoKnife, Kryotherapie). Im Falle eines fortgeschrittenen Tumorleidens können folgende Therapien zur Primärbehandlung zum Einsatz kommen, mit welchen das Tumorwachstum gehemmt werden kann: Hormonbehandlung, Chemotherapie, Radiotherapeutika oder Immuntherapie. Nach der Behandlung sind lebenslängliche Verlaufskontrollen inkl. Bestimmung des PSA-Wertes notwendig.

Die gutartige Prostatavergrösserung (benigne Prostatahyperplasie) macht sich mit zunehmendem Alter in unterschiedlich starkem Ausmass bemerkbar. Die Ursache für eine gutartige Vergrösserung konnte bisher nicht definitiv geklärt werden. Gesicherte Risikofaktoren wie Testosteron, Alter und familiäre Vorbelastung können eine Rolle spielen. In ca. 50% der Fälle kommt es zu einer Einengung der Harnröhre und damit verbunden zu Problemen beim Wasserlösen. Typische Beschwerden sind: Verzögerter Beginn des Wasserlösens, schwacher Harnstrahl, Pressen, Nachträufeln, Restharngefühl, Drangbeschwerden und nächtlich gehäuftes Wasserlösen. Zur Diagnostik werden in der Regel eine Harnstrahlmessung sowie eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Zudem wird die Prostata in Form einer Rektaluntersuchung ertastet. Zur Behandlung können verschiedene, Medikamente (auch pflanzliche Präparate) zur Anwendung kommen, welche das Wasserlösen erleichtern. Sollte dies ab einem gewissen Stadium nicht mehr ausreichen, so wird empfohlen, das vergrösserte Prostatagewebe im Rahmen eines operativen Eingriffes entfernen zu lassen. Hierbei entscheidet u.a. die Prostatagrösse, ob ein Eingriff über die Harnröhre möglich ist oder ob eine Schnittoperation am Unterbauch durchgeführt werden muss. Nach einem operativen Eingriff erhalten Sie Verlaufskontrollen.

Hodenkrebs ist die häufigste bösartige Krebserkrankung bei jungen Männern zwischen 20-35 Jahren. Gesicherte Risikofaktoren sind Hodenhochstand, abnorme Hodenentwicklung, Unfruchtbarkeit, familiäre Vorbelastung oder ein bereits aufgetretenes Krebsleiden im gegenseitigen Hoden. Häufigstes Symptom ist eine einseitige, verhältnismässig rasch zunehmende Verhärtung am Hodensack. Hodenkrebs ist für gewöhnlich nicht schmerzhaft. Zur Diagnostik werden nebst einer Ultraschalluntersuchung eine Blutentnahme sowie eine Computertomographie auf der Suche nach Ablegern (Metastasen) durchgeführt. Danach wird eine operative Hodenentfernung (Semikastratio) unumgänglich. Im günstigsten Fall bleibt es danach bei regelmässigen Nachsorgekontrollen. Andernfalls kann eine Chemotherapie zum Einsatz kommen, welche zum Ziel hat, die bösartigen Krebszellen im Körper zu vernichten. In fortgeschrittenen Fällen werden zusätzlich zu obengenannten Therapien auch eine operative Entfernung von befallenen Lymphknoten oder eine Radiotherapie angewendet. Die Prognose hängt wesentlich von der Tumorart, der Ausdehnung sowie dem Vorhandensein von Ablegern ab, ist jedoch verglichen mit anderen Krebsleiden ausserordentlich gut. Es können >90% aller Hodentumore geheilt werden. Nach der Behandlung sind engmaschige Nachsorgekontrollen über einen gewissen Zeitraum nötig.

Die Hoden sind von einer Hülle überzogen, in welcher sich infolge von Entzündungen des Nebenhodens, Leistenoperationen, nach Verletzungen oder in vielen Fällen auch aus unbekannten Gründen Flüssigkeit ansammeln kann. Ebenso können flüssigkeitsgefüllte Hohlräume im Bereich des Samenstranges (Funikulozele) entstehen. Ein Wasserbruch kann angeboren sein. Das Risiko für einen erworbenen Wasserbruch steigt ab einem Alter von 45 Jahren. Als Symptom tritt eine ein- oder beidseitige schmerzlose weiche Hodenschwellung unterschiedlichen Ausmasses auf. Zur Diagnostik wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Zur Behandlung wird in jedem Fall ein operativer Eingriff empfohlen. Eine Entleerung der Flüssigkeit mit einer Nadel (Punktion) führt zu keiner bleibenden Behebung des Problems und birgt das Risiko einer Infektion. Während der Operation wird der Hodensack eröffnet, die Flüssigkeit abgesaugt und die Hodenhülle entfernt oder umgestülpt. Im fortgeschrittenen Alter kann eine Entfernung des Nebenhodens Sinn machen, da hierdurch das Risiko eines Rückfalls gesenkt werden kann.

Eine Erweiterung der Venen im Bereich des Hodensackes betrifft ungefähr 10% aller gesunden Männer und tritt meist linksseitig auf. Ursächlich sind insuffiziente Venenklappen, wodurch sich das venöse Blut im Hoden anstaut. Oft bleibt die Erkrankung symptomlos. Es kann im Stehen eine sichtbare Schwellung am Hodensack auftreten. Manchmal kommt es zu Schmerzen, wobei über ein unbestimmtes Ziehen im Hoden berichtet wird. Zur Diagnostik kommt unter anderem eine Ultraschalluntersuchung mit farbkodiertem Dopplersignal zum Einsatz. Eine Behandlung ist nicht in allen Fällen notwendig. Nebst dem Einsatz von Entzündungshemmern sind operative Eingriffe möglich. Die Notwendigkeit einer solchen Behandlung richtet sich einerseits nach den Beschwerden, andererseits zeigen gewisse Untersuchungen, dass sich die Spermienqualität dadurch verbessern kann. Ein operativer Eingriff ist deshalb bei Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch ratsam, welche eine schlechte Spermienqualität aufweisen. Auch bei Kindern und Jugendlichen mit sehr grossem Befund oder gar sichtbar rückständiger Hodenentwicklung kann ein Eingriff Sinn machen. Es sind verschiedene Verfahren möglich: Die retrograde Sklerosierung, die inguinale oder subinguinale mikroskopische Varikozelenligatur und die abdominale oder laparoskopische Varikozelenresektion. Nach einem Gespräch mit dem Urologen wird ein geeignetes Verfahren ausgewählt.

Die Harnröhre unterteilt sich in verschiedene Abschnitte und beginnt unmittelbar am Blasenhals. Männer sind anfälliger für Harnröhrenverengungen als Frauen. Ursächlich hierfür sind hauptsächlich Verletzungen oder Entzündungen. In rund 1/3 der Fälle bleibt die Ursache jedoch unklar. Symptome sind dünner Harnstrahl, Pressen, Nachträufeln, Restharngefühl oder ein Brennen beim Wasserlösen. Selten kann es auch zu Blut im Urin oder einer kompletten Unfähigkeit Wasser zu lösen (Harnverhalt) kommen. Zur Diagnostik werden u.a. eine Harnstrahlmessung, eine Ultraschalluntersuchung, eine Harnröhrenspiegelung sowie eine Röntgendarstellung der Harnröhre durchgeführt. Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zielen darauf ab, die Harnröhre wieder zu öffnen. Die einfachste und unkomplizierteste, jedoch in Bezug auf den Langzeiterfolg am schlechtesten abschneidende Intervention ist die Harnröhrenbougierung. Hier wird die Harnröhre mit unterschiedlich grossen Kathetern aufgedehnt. Daneben lassen sich endoskopische Interventionen – sogenannte Harnröhrenschlitzungen – oder auch offene Schnittoperationen durchführen. Da die Harnröhrenschleimhaut eine ausgeprägte Neigung zur erneuten narbigen Einengung (Rezidiv) zeigt, werden nach Behandlung engmaschige Verlaufskontrollen empfohlen.

 

Eine Vorhautverengung kommt in allen Altersklassen vor und führt dazu, dass die Vorhaut nicht mehr über den Peniskopf zurückgestreift werden kann. Dadurch kann es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, lokalen Entzündungen oder Harnabflussstörungen kommen. Lässt sich die Vorhaut nach Zurückstreifen aufgrund einer Schwellung nicht mehr über die Eichel nach vorne schieben, so spricht man von Paraphimose. Hierbei handelt es sich um einen Notfall, der eine sofortige Intervention bedarf. Vorhautverengungen können einerseits angeboren sein, sind andererseits aber auch Folge von Vernarbungen durch Verletzungen, Entzündungen oder Hauterkrankungen. Es handelt sich um eine Blickdiagnose. Zur Behandlung wird eine Beschneidung (Zirkumzision) empfohlen. Dabei handelt es sich um einen operativen Eingriff, welcher wahlweise in lokaler Betäubung oder in Vollnarkose durchgeführt wird.

Die Erektionsfähigkeit nimmt im Alter ab. Mit 50 Jahren leiden bereits 16% der Männer an einer verminderten Erektionsfähigkeit. Mit 60 Jahren sind es schon 1/3 aller Männer. Die Ursache liegt in einem normalen Alterungsprozess mit damit verbundenen Veränderungen an Gefässen, Nerven und Hormonhaushalt. Zu einer Erektion kommt es durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, welche einen erhöhten arteriellen Blutfluss in die Schwellkörper und dadurch eine Gliedsteife bewirken. Eine Erektionsstörung ist definiert als wiederholte Unfähigkeit, eine für den Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu erhalten. Dies ist abzugrenzen von einem Mangel an sexueller Lust (Libido) und von einer Ejakulationsstörung, welche in der Regel andere Ursachen haben. Die Ursachen für eine Erektionsstörung sind mannigfaltig. Am häufigsten stehen Folgende zur Diskussion: Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Rauchen, chronischer Alkohol- oder Drogenkonsum, Übergewicht, Störungen im Hormonhaushalt, Operationen im Urogenitalbereich, Medikamente wie Blutdruckmittel oder Antidepressiva, psychische Ursachen. Zur Diagnostik wird nebst einer eingehenden Untersuchung inkl. Ultraschall eine Laboranalyse durchgeführt. Danach kommen primär Medikamente aus der Substanzklasse der sogenannten PDE-5-Hemmer zum Einsatz, welche die Durchblutung im Bereiche der Schwellkörper verbessern. Weitere Möglichkeiten sind die direkte Applikation eines Medikamentes in die Harnröhre in Form eines Gels, die Selbst-Injektion eines Medikamentes in die Schwellkörper oder der Gebrauch eines Vakuum-Systems mit Gummiring. In schwereren Fällen kann auch die Implantation einer künstlichen Penisprothese zufriedenstellende Resultate liefern. Diese Methode wird in der Regel jedoch erst angewendet, wenn alle anderen Massnahmen versagen.